Die Rolle des Lew Vanderpools kam im Originalwerk von 2005 nicht vor. Vanderpool wurde erst in Kempten 2011 eingeführt. So ist auch meine Miniatur Ludwig² Inszenierung ohne Lew Vanderpool. Jedoch habe ich in einem Zusatzvideo im Jahr 2020 die Vanderpoolszene selbst neuinszeniert (https://youtu.be/aiSLow2ubtc).
Der Text basiert dabei auf der Kemptner Fassung von 2011 und der Audiomitschnitt ist von einer Ludwig² Vorstellung aus Füssen vom September 2019 mit mir als Lew Vanderpool. 2019 durfte ich krankheitsbedingt kurzfristig als Vanderpool einspringen und habe danach 10 weitere Shows (inklusive Silvester 2019) gespielt. Nach meiner ersten Vorstellung habe ich versucht, mich intensiver mit der Person auseinander zu setzen. Die Rolle ist relativ klein, trotzdem will man möglichst viel daraus machen und die Person historisch darstellen. Die Recherche gestaltete sich jedoch sehr schwierig, da man über die Person des Lew Vanderpools nicht viel finden kann. Die Unsicherheiten ob dieses Gespräch je stattgefunden hat, haben aber auch einen Mythos kreiert, die der Szene eine besondere Magie gab. Seit 2019 war mir bekannt, dass es die Begegnung zwischen Vanderpool und Ludwig wahrscheinlich nie in Wirklichkeit gegeben hat, trotzdem zeigt die Szene aus künstlerischer Sicht das Innenleben des Königs und die Verletzlichkeit seiner Seele, was ein Verständnis beim Publikum dafür schafft, dass Ludwig enttäuscht von der Welt, aber keinesfalls geisteskrank, war. Die Wagnerbrief Szene aus dem Musical, welche die Verbindung zwischen Ludwig II. und Richard Wagner zeigt, ist ein weiterer Schlüsselpunkt des Innenlebens des Königs, die Liebe zur Kunst und Musik und die Verehrung von einem König gegenüber eines Komponisten war besonders. Auch dieser Moment hat mich sehr fasziniert.
Seit 2005 habe ich mich intensiv mit der historischen Persönlichkeit Ludwigs II. auseinandergesetzt: Bücher, Filme und Thesen studiert und auch Kontakt mit Ludwig Forscher Peter Glowasz gehabt. Ludwig II. hat mich als Kind geprägt und mir bestimmte Dinge mit auf den Weg gegeben. Der Glaube an einen Traum, die pazifistische Gesinnung, Ideale und Visionen, die Begeisterung für Kunst und Kultur und natürlich das Theater. Der Bühnenkönig im Musical als tragischer Held hat diese Bilder in mir verstärkt und den Wunsch geprägt einmal im Musiktheaterbereich arbeiten zu wollen und so habe ich von 2018-2021 in der Wagnerstadt Bayreuth studiert und bin nun Regisseur und Dramaturg für Musical, Oper und Operette.
Lukas Gerber als Vanderpool(e) (2019) Foto © Markus Fauler |
Ludwig: Woran misst sich Trauer? Am Hoffen? Am Vergessen? Oder begleitet sie uns bis in den Tod? Was denken Sie über Edgar Allen Poe? Ich habe von ihm gelesen und selten haben mich gedruckte Worte so berührt. Schreiben Sie das in Ihrer Zeitung, Mr.Vanderpool, schreiben Sie das…
Vanderpool: Ein großer Dichter und ein großer Paranoika!
Ludwig: Die Tatsache, dass jemand an Verfolgungswahn leidet, muss nicht bedeuten, dass niemand ihn verfolgt, Mr.Vanderpool. Ich glaube, dass eine bestimmte Ähnlichkeit zwischen Poes Natur und der meinen besteht. Jede Berührung mit der Welt verletzt mich, meine Natur ist, ganz wie die Poes, von einer übermäßigen und unbegreiflichen Empfindsamkeit. Mein Innerstes ist sensibel wie eine photographische Platte: jeder leiseste Eindruck ist unverwischbar eingeprägt. Offenbar hat die Natur nur Platz für eine ganz bestimmte Sorte von Menschen. Wer sich behaupten will, muss rau, rücksichtslos und unempfindsam sein. Ich verachte diese Kreaturen, die nur dem Aussehen und dem Namen nach Menschen sind. Was mir einzig die Welt erträglich macht, wenn ich sie wie im Traum sehe. Ich kenne sie, ich trage sie in mir, ich brauche sie nicht mehr mit offenen Augen sehen, um sie zu verstehen. Gehen Sie jetzt, lassen Sie mich allein… und gehen Sie leise, sie gehen auf meinen Träumen.
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