dimanche 30 janvier 2022

Paris 1930 — Die Kronprinz-Rudolf Tragödie in französischer Beleuchtung / Aus der Tragödie „Mayerling“ von Claude Anet im Théâtre des Ambassadeurs

Die Kronprinz-Rudolf Tragödie in französischer Beleuchtung 

Aus der Tragödie „Mayerling“ von Claude Anet im Théâtre des Ambassadeurs [in Paris]

Die Schauspielerin Louise Lagrange
als Komtesse Vetsera
 
    Das Geheimnis von Mayerling wirkt über die Jahre hinweg noch immer ins Volk. Und zwar sonderbarerweise ist nicht bloß Österreich das Land, in dem sich die Kronprinz-Rudolf-Tragödie ihre so dramatische Aktualität erhalten konnte. Auch in Frankreich interessiert das Rätsel von Mayer­ling, französische Schriftsteller von Rang beschäftigen sich seit Jahren mit dem Liebespaar Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera, die Romantik, die diese Liebe und diesen Tod um­kleidet, regt die Franzosen besonders an. 
    Claude Anet, der Dichter der „Ariane“, schrieb ein Buch, das sich „Mayerling“ betitelt, und nun hat er seinen Roman dra­matisiert, und das Pariser Théâtre des Ambassadeurs hat das Stück als Eröffnungsvorstellung des neuen Hauses gespielt. 
    Die Vorstellung war in mehr als einer Hinsicht interessant, sie gab Wien in französischem Lichte, sie gab die Kronprinz-Rudolf-Geshichte in der Pariser Einstellung und ließ zum Beispiel bei der Wacheablöse im Schweizerhof einen Walzer spielen, die Gräfin Larisch als Karikatur auftreten. Die Kaiserin Elisabeth huscht nur kurz über die Bühne, aber von ihrer Erscheinung kann man sich schwer einen Begriff machen. Da­ gegen hat sich Louise Lagrange mit der Vetsera viel Mühe ge­geben. Man merkt, sie kennt die Bilder aus der Zeit und sie trifft wirklich das Typische der Achtzigerjahre in ihrer Maske und das Gefühlsmäßige ihrer Darstellung  ist echt. 
    Auch Charles Boyer bemüht sich, das Wesen des Kronprinzen Rudolf nach Photographien zu treffen. Einige Bilder zeigen ihn mit Schnurrbart. Da ist er der wirklichen Figur nicht in die Nähe ge­kommen. Aber mit Bart trifft er in Hal­tung und Aussehen immerhin eine Variante der Kronprinz-Rudolf-Erscheinung. 
Jean Périer als Kaiser Franz Josef 
    Der Schauspieler Périer spielt den Kaiser Franz-Josef in einer Maske, die für die Franzosen natürlich sehr ähn­lich scheint. Der weiße Generalsrock mit vielen Orden, die Riesenquaste der Paradeadjustierung taten ihre Wirkung, als Perier auf die Bühne kam. Im übrigen muß gesagt werden, daß sich Perier außerordentlich bemüht hat. die Figur des Kaisers nobel und menschlich erscheinen zu lassen. 
    Das Pariser Kronprinz-Rudolf-Stück spielt in fünf Bildern. Erstes Bild: Wie­ner Hofburg, zweites Bild: bei Johann Orth, drittes Bild: beim Kronprinzen in der Hofburg, viertes Bild: Ballfest auf der deutschen Botschaft in Wien, fünftes Bild: Mayerling. Hier begibt sich der Schlußakt der Tragödie, mit verschneiter Wienerwaldlandschaft draußen und Zigeunermusik nach der Jagd. Rudolf und die Vetsera sitzen am Tisch, der mit weißen Rosen dekoriert ist. Graf Hoyos ist mit ihnen. Es wird getanzt, dann zieht sich Hoyos zurück, die Komtesse Vetsera schläft auf dem Di­wan und Rudolf nimmt die Pistole aus einem Schrank. Schleier fallen nieder. Sie öffnen sich wieder, es ist ganz fin­ster, es wird geklopft, doch niemand öffnet. Da reißt der Kammerdiener Loschek gewaltsam die Tür auf, öffnet die Fenster und die Sonne beleuchtet die zwei Leichen. 
    Claude Anet hielt sich an die bekannte Darstellung der Rudolf-Tragödie und die Wirkung, die er erzielte, war sehr stark. Er war seinerzeit in Wien und hat hier eifriges Quellenstudium betrieben, ist so­ gar nach Mayerling hinausgefahren und hat sich dort von Leuten vom Grund über die Kronprinz-Rudolf-Tragödie in­formieren lassen. Die vielen Verschleie­rungen, die die Klarheit der Vorgänge zum Teil weniger sichtbar machten, die zahlreichen absichtlichen Verdunke­lungen aus den Zeiten der Monarchie, in der alles um Kronprinz Rudolf gefähr­liches Thema gewesen ist, haben ihn weiter nicht tangiert. Das Tatsachen­ material, das ungefähr der Dramatik der Wirklichkeit entsprechen dürfte, gibt ge­nügend Spannung und Steigerung für das Theater her. 
    Es ist sicherlich nicht die letzte Kron­prinz-Rudolf-Tragödie, die Claude Anet geschrieben hat. In der Distanz der Jahre wird das Geheimnis von Mayerling an Kraft der Phantasie und des Mystischen gewinnen. Wahrscheinlich wird man auch in hundert und zweihundert Jahren Kronprinz-Rudolf-Stücke schreiben, wie es heute Tragödien um die englische Königin Elisabeth gibt. 

Charles Boyer als Kronprinz Rudolf

Quelle des Artikels : Die Bühne, 1930, Heft 291

Rodolphe. Les textes de Mayerling

Les diverses versions du drame de Mayerling sont présentées dans le recueil  Rodolphe. Les textes de Mayerling (BoD, 2020).

Texte de présentation (quatrième de couverture):

   Suicide, meurtre ou complot ? Depuis plus de 130 années, le drame de Mayerling fascine et enflamme les imaginations, et a fait couler beaucoup d'encre. C'est un peu de cette encre que nous avons orpaillée ici dans les fleuves de la mémoire : des textes pour la plupart oubliés qui présentent différentes interprétations d'une tragédie sur laquelle, malgré les annonces répétées d'une vérité historique définitive, continue de planer le doute.
   Comment s'est constituée la légende de Mayerling? Les points de vue et les arguments s'affrontent dans ces récits qui relèvent de différents genres littéraires : souvenirs de princesses appartenant au premier cercle impérial, dialogue politique, roman historique, roman d'espionnage, articles de presse, tous ces textes ont contribué à la constitution d'une des grandes énigmes de l'histoire.

Le recueil réunit des récits publiés entre 1889 et 1932 sur le drame de Mayerling, dont voici les dates et les auteurs :

1889 Les articles du Figaro
1899 Princesse Odescalchi
1900 Arthur Savaète
1902 Adolphe Aderer
1905 Henri de Weindel
1910 Jean de Bonnefon
1916 Augustin Marguillier
1917 Henry Ferrare
1921 Princesse Louise de Belgique
1922 Dr Augustin Cabanès
1930 Gabriel Bernard
1932 Princesse Nora Fugger

Le dernier récit, celui de la princesse Fugger, amie de la soeur de Mary Vetsera, est pour la première fois publié en traduction française. Il n'était jusqu'ici accessible qu'en allemand et en traduction anglaise.

Luc-Henri Roger, Rodolphe. Les textes de Mayerling, BoD, 2020. En version papier ou ebook.

Commande en ligne chez l'éditeur, sur des sites comme la Fnac, le Furet du nord, Decitre, AmazonHugendubel, etc. ou via votre libraire (ISBN 978-2-322-24137-8).
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