Die Kronprinz-Rudolf Tragödie in französischer Beleuchtung
Aus der Tragödie „Mayerling“ von Claude Anet im Théâtre des Ambassadeurs [in Paris]
Die Schauspielerin Louise Lagrange als Komtesse Vetsera |
Das Geheimnis von Mayerling wirkt über die Jahre hinweg
noch immer ins Volk. Und zwar sonderbarerweise ist
nicht bloß Österreich das Land, in dem sich die Kronprinz-Rudolf-Tragödie ihre so dramatische Aktualität erhalten
konnte. Auch in Frankreich interessiert das Rätsel von Mayerling, französische Schriftsteller von Rang beschäftigen sich seit
Jahren mit dem Liebespaar Kronprinz Rudolf und Mary
Vetsera, die Romantik, die diese Liebe und diesen Tod umkleidet, regt die Franzosen besonders an.
Claude Anet, der Dichter der „Ariane“, schrieb ein Buch, das
sich „Mayerling“ betitelt, und nun hat er seinen Roman dramatisiert, und das Pariser Théâtre des Ambassadeurs hat
das Stück als Eröffnungsvorstellung des neuen Hauses gespielt.
Die Vorstellung war in mehr als einer Hinsicht interessant,
sie gab Wien in französischem Lichte, sie gab die Kronprinz-Rudolf-Geshichte in der Pariser Einstellung und ließ zum
Beispiel bei der Wacheablöse im Schweizerhof einen Walzer
spielen, die Gräfin Larisch als Karikatur auftreten. Die Kaiserin
Elisabeth huscht nur kurz über die Bühne, aber von ihrer
Erscheinung kann man sich schwer einen Begriff machen. Da
gegen hat sich Louise Lagrange mit der Vetsera viel Mühe gegeben. Man merkt, sie kennt die Bilder aus der Zeit und sie
trifft wirklich das Typische der Achtzigerjahre in ihrer Maske und das Gefühlsmäßige ihrer Darstellung ist echt.
Auch Charles Boyer bemüht sich, das Wesen des Kronprinzen Rudolf nach Photographien zu treffen. Einige Bilder
zeigen ihn mit Schnurrbart. Da ist er der
wirklichen Figur nicht in die Nähe gekommen. Aber mit Bart trifft er in Haltung und Aussehen immerhin eine
Variante der Kronprinz-Rudolf-Erscheinung.
Jean Périer als Kaiser Franz Josef |
Der Schauspieler Périer spielt den
Kaiser Franz-Josef in einer Maske, die
für die Franzosen natürlich sehr ähnlich scheint. Der weiße Generalsrock mit
vielen Orden, die Riesenquaste der
Paradeadjustierung taten ihre Wirkung,
als Perier auf die Bühne kam. Im
übrigen muß gesagt werden, daß sich
Perier außerordentlich bemüht hat. die
Figur des Kaisers nobel und menschlich
erscheinen zu lassen.
Das Pariser Kronprinz-Rudolf-Stück
spielt in fünf Bildern. Erstes Bild: Wiener Hofburg, zweites Bild: bei Johann
Orth, drittes Bild: beim Kronprinzen in
der Hofburg, viertes Bild: Ballfest auf
der deutschen Botschaft in Wien, fünftes
Bild: Mayerling. Hier begibt sich der
Schlußakt der Tragödie, mit verschneiter
Wienerwaldlandschaft draußen und
Zigeunermusik nach der Jagd. Rudolf
und die Vetsera sitzen am Tisch, der
mit weißen Rosen dekoriert ist. Graf
Hoyos ist mit ihnen. Es wird getanzt,
dann zieht sich Hoyos zurück, die
Komtesse Vetsera schläft auf dem Diwan und Rudolf nimmt die Pistole aus
einem Schrank. Schleier fallen nieder.
Sie öffnen sich wieder, es ist ganz finster, es wird geklopft, doch niemand
öffnet. Da reißt der Kammerdiener Loschek gewaltsam die Tür auf, öffnet die
Fenster und die Sonne beleuchtet die
zwei Leichen.
Claude Anet hielt sich an die bekannte
Darstellung der Rudolf-Tragödie und die
Wirkung, die er erzielte, war sehr stark.
Er war seinerzeit in Wien und hat hier
eifriges Quellenstudium betrieben, ist so
gar nach Mayerling hinausgefahren und
hat sich dort von Leuten vom Grund
über die Kronprinz-Rudolf-Tragödie informieren lassen. Die vielen Verschleierungen, die die Klarheit der Vorgänge
zum Teil weniger sichtbar machten,
die zahlreichen absichtlichen Verdunkelungen aus den Zeiten der Monarchie,
in der alles um Kronprinz Rudolf gefährliches Thema gewesen ist, haben ihn
weiter nicht tangiert. Das Tatsachen
material, das ungefähr der Dramatik der
Wirklichkeit entsprechen dürfte, gibt genügend Spannung und Steigerung für das
Theater her.
Es ist sicherlich nicht die letzte Kronprinz-Rudolf-Tragödie, die Claude Anet
geschrieben hat. In der Distanz der Jahre
wird das Geheimnis von Mayerling an
Kraft der Phantasie und des Mystischen
gewinnen. Wahrscheinlich wird man auch
in hundert und zweihundert Jahren
Kronprinz-Rudolf-Stücke schreiben, wie
es heute Tragödien um die englische
Königin Elisabeth gibt.
Charles Boyer als Kronprinz Rudolf |
Quelle des Artikels : Die Bühne, 1930, Heft 291
Rodolphe. Les textes de Mayerling
Les diverses versions du drame de Mayerling sont présentées dans le recueil Rodolphe. Les textes de Mayerling (BoD, 2020).
Suicide, meurtre ou complot ? Depuis plus de 130 années, le drame de Mayerling fascine et enflamme les imaginations, et a fait couler beaucoup d'encre. C'est un peu de cette encre que nous avons orpaillée ici dans les fleuves de la mémoire : des textes pour la plupart oubliés qui présentent différentes interprétations d'une tragédie sur laquelle, malgré les annonces répétées d'une vérité historique définitive, continue de planer le doute.
Comment s'est constituée la légende de Mayerling? Les points de vue et les arguments s'affrontent dans ces récits qui relèvent de différents genres littéraires : souvenirs de princesses appartenant au premier cercle impérial, dialogue politique, roman historique, roman d'espionnage, articles de presse, tous ces textes ont contribué à la constitution d'une des grandes énigmes de l'histoire.
Le recueil réunit des récits publiés entre 1889 et 1932 sur le drame de Mayerling, dont voici les dates et les auteurs :
1889 Les articles du Figaro
1899 Princesse Odescalchi
1900 Arthur Savaète
1902 Adolphe Aderer
1905 Henri de Weindel
1910 Jean de Bonnefon
1916 Augustin Marguillier
1917 Henry Ferrare
1921 Princesse Louise de Belgique
1922 Dr Augustin Cabanès
1930 Gabriel Bernard
1932 Princesse Nora Fugger
Le dernier récit, celui de la princesse Fugger, amie de la soeur de Mary Vetsera, est pour la première fois publié en traduction française. Il n'était jusqu'ici accessible qu'en allemand et en traduction anglaise.
Luc-Henri Roger, Rodolphe. Les textes de Mayerling, BoD, 2020. En version papier ou ebook.
Commande en ligne chez l'éditeur, sur des sites comme la Fnac, le Furet du nord, Decitre, Amazon, Hugendubel, etc. ou via votre libraire (ISBN 978-2-322-24137-8).
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