lundi 7 mars 2022

Tragödie im Hause Habsburg / Der Prinz der Legende (1924) — Der literarische Kronprinz-Rudolf-Film — Die Kritiken von "Mein Film" und "Grazer Tagblatt",

Mein Film,1926, Heft 34

Julius Zatonyi — Kronprinz Rudolf

DER PRINZ DER LEGENDE — DER LITERARISCHE KRONRRINZ-RUDOLF-FILM

    Noch immer, fast 38 Jahre seit dem Ereignis, das Europas Herrscherhäuser und eine ganze Welt alarmierte und Trauer in das Haus Habsburg trug, ist nichts Genaues über den Sachverhalt der Tragödie von Mayerling bekannt ge­worden. Zur Zeit des Geschehens haben der Kaiser und die Hofmänner alle Spuren verwischt, die zur Aufklärung der Tat hätten führen können. Und in einer Truhe sollen heute noch die Doku­mente verschlossen liegen, die wenig­stens Aufschluß geben über die inner-politischen Umstände, die außer der traurigen Liebesaffäre den Kronprinzen von Österreich in den Tod getrieben haben. Der alte Kaiser entschied, daß erst fünfzig Jahre nach dem Drama von Mayerling, also etwa im Jahre 1939, dies Geheimarchiv geöffnet werden solle, das vielleicht dann das Geheimnis von Mayerling entschleiern wird... Die große Tragödie des Weltkrieges hat uns die kleineren vergessen gemacht. Nur hin und wieder erinnert ein Me­moirenbuch, ein Theaterstück, ein Film wieder an die Tragödie des Kaiser­ sohnes ... 
    Ein Kranz von Legenden wand sich um die Person dieses Prinzen, um sein Leben und um sein Sterben. Und tau­sende von mehr unberufenen als be­rufenen Schreibern haben versucht, die Ursachen des tragischen Endes eines Kronprinzen, auf dessen freiheitliches Wesen und Denken ein unter „konsti­ tutionelle Verfassung“ gebeugtes Volk seine Hoffnungen setzte, zu erklären und mehr oder minder kühne Schlußfolge­rungen glaubhaft zu machen. Diese Memoirenschreiber, Schriftsteller und ..Dichter“ haben viel gesündigt. Denn sie schufen zumeist aus dem „Stoff“, den das Leben und das traurige Erleben des Kronprinzen Rudolf bot, Schauermärchen und ver­logene Geschichten, „Fünf- Kreuzer“-Romane und „Dra-men“, die das Haarsträu­bendste an Kitsch boten, das nur geboten werden kann. 
Auch die Bühne und der Film haben sich in den letz­ten zwei Jahrzehnten dieser Verkitschung eines histo­risch unhistorischen Vorfalls schuldig gemacht, Und man hat an solchen „Werken“ nichts verloren, die aus Gründen des Einspruches der Familie Habsburg von der Zensur verboten worden waren. Die Aufhebung der Zensur in Österreich hat nun die Möglichkeit der Aufführung von Werken geschaffen, in denen die Per­son des Kronprinzen eine Rolle spielt. Man hat davon Gebrauch gemacht, wenn auch glücklicherweise nicht in allzu ausgedehntem Maße. Das Publikum ist also dem Kitsch vielfach ent­ ronnen. Die seinerzeitige Inhibierung nur eines großen Film Werkes, das die Tragödie des Kronprinzen Rudolf zur Handlung hat, mußte als bedauerlich empfunden werden: die des künstlerisch und literarisch wertvollen Films ,.Der Prinz der Legende“, den der be­kannte Regisseur Alexander Korda inszeniert hat. Dieser Film ist schon rein äußerlich zu den modernen und mit vor­ nehm künstlerischem Sinn geschaffenen Werken zu zählen. Phototechnik und Architektur stehen auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit, trotzdem der Film nicht von heute stammt. Und dazu er­ scheint ein Ensemble vereinigt, das durchwegs aus hervorragenden Darstel­lern besteht. 
    Allein um der Figur der Baroneß Vetsera willen, aus der Maria Corda eine Erscheinung voll Liebreiz und Be­seeltheit macht, ist dieser Film höchst zu werten. Und wie Julius Zatonyi, der ungarische Schauspieler, die Gestalt des Kronprinzen zeichnet, beweist, daß der „Prinz der Legende“ keine Kitschfigur sein und nicht durch Tränendrüsen reizen­ des falsches Sentimentalitätsbeiwerk um jeden Preis sympathisch gemacht wer­den muß. Es gibt keine Episode in die­sem Film, die nicht von der Kunst bester Schauspieler— wie Olga Liraffurg, Werner Schott, Wilhelm Diogelmann, Hans Brausewet­ter, Louis Ralph u. a.— veredelt wird. 
    Überdies hat einer der geistreichsten Romanciers und Dramatiker Ungarns, Ludwig Biro, das Buch zu diesem Film geschrieben. Er hat aus einem individuellen Schicksal ein allgemein gültiges geformt. Er hat nicht illustrierte Chronik mit Daten und Jahreszahlen, sondern im Grunde zeitloses Ereignis, die Tragödie einer Liebe und die Tra­gödie eines begabten, zu höheren Zielen strebenden Menschen, der herrschenden starren Gesetzen geopfert wird, zum Filmstoff gestaltet. 
    Noch weiß man nicht, wie sich die Tragödie von Mayerling in Wahrheit abspielte... Ob Kronprinz Rudolf selbst Hand an sich legte, nachdem er vorher seine Geliebte getötet. Oder ob der Kronprinz das Opfer von Rächern ge­worden. Oder ob einverständlicher Dop­pelselbstmord vorlag. Auch ist das Motiv der Tat noch nicht geklärt. Die einen wollen wissen, daß Rudolf sich aus Gram über das Treiben der Kamarilla den Tod gab und die un­ glückliche Liebe nur seinen Entschluß befestigte. Die anderen meinen, Rudolf habe in Geistesverwirrung gehandelt. Andere wieder sind der Ansicht, der Kronprinz sei von seiner Geliebten zum Selbstmord getrieben worden... 
    Der Autor des Films hat logischer Begründung Raum gegeben: Rudolf, in die Enge getrieben, stirbt als ein Ver­zweifelter, als ein dieses Lebens, dem er seelisch nicht gewachsen war, Müder. Durch eigene Hand. Und diese Lösung mag wohl auch der Wirklichkeit am nächsten kommen. 
    Jedenfalls ist dieser Film, „Der Prinz der Legende“, ein Werk, das auf Sen­sation verzichtet, und das in schönen, stimmungsvollen Bildern schlicht und leidenschaftslos die Geschichte eines unglücklichen Prinzen erzählt. 

Maria Corda — Baroness Vetsera

Grazer Tagblatt, 30. Oktober 1924.

„Der Prinz der Legende." Die Korda-Filmgesellschaf Wien-Berlin brachte Mittwoch im Ringkino vor ge­ladenen Gästen ein das Mayerlingdrama behandelndes Filmwerk, „Der Prinz der Legende", zur österreichischen Uraufführung. Vom historischen Standpunkt aus dürfte die Handlung des Films wohl nicht unter die Lupe der Kritik genommen werden. Die Verschleierungen und Namensverhüllungen werden unter Gänsefüßchen gestellt und mit „Legende" und „Absicht" entschuldigt. So heißt der Kronprinz Rudolf in diesem Film „Prinz Richard" und der Name der Baronesse Vetsera ist in „Arestev" um­gespiegelt. Diese Namenänderungen dürften Wohl nicht vom Regisseur, sondern von der Zensur veranlaßt worden sein. Da aber im Österreicher das Wissen um die tatsächlich dahintersteckenden Personen zur Genüge vorhanden ist, war es wohl überflüssig, diese juristischen Enthebungs­karten auszuspielen. Die Aufmachung des altösterreichi­schen Hofes mit seinem Gepränge ist vorzüglich gelungen: die Aufnahmen fanden in den prächtigen Sälen der Wie­ner Hofburg und des Schönbrunner Schlosses statt. Von den Darstellern verdienen die des Kronprinzen Rudolf und des Erzherzog Johann an erster Stelle genannt zu wer­den. Mit der Maske des Kaiser Franz Josef findet man sich schließlich auch ab, nicht aber mit seinem Spiel. Die Rolle der Vetsera war nicht glücklich besetzt. Die Hand­lung ist geschickt auf Spannungen ausgearbeitet und ans jeden Fall sehr interessant.


Rodolphe. Les textes de Mayerling

Les diverses versions du drame de Mayerling sont présentées dans le recueil  Rodolphe. Les textes de Mayerling (BoD, 2020).

Texte de présentation (quatrième de couverture):

   Suicide, meurtre ou complot ? Depuis plus de 130 années, le drame de Mayerling fascine et enflamme les imaginations, et a fait couler beaucoup d'encre. C'est un peu de cette encre que nous avons orpaillée ici dans les fleuves de la mémoire : des textes pour la plupart oubliés qui présentent différentes interprétations d'une tragédie sur laquelle, malgré les annonces répétées d'une vérité historique définitive, continue de planer le doute.
   Comment s'est constituée la légende de Mayerling? Les points de vue et les arguments s'affrontent dans ces récits qui relèvent de différents genres littéraires : souvenirs de princesses appartenant au premier cercle impérial, dialogue politique, roman historique, roman d'espionnage, articles de presse, tous ces textes ont contribué à la constitution d'une des grandes énigmes de l'histoire.

Le recueil réunit des récits publiés entre 1889 et 1932 sur le drame de Mayerling, dont voici les dates et les auteurs :

1889 Les articles du Figaro
1899 Princesse Odescalchi
1900 Arthur Savaète
1902 Adolphe Aderer
1905 Henri de Weindel
1910 Jean de Bonnefon
1916 Augustin Marguillier
1917 Henry Ferrare
1921 Princesse Louise de Belgique
1922 Dr Augustin Cabanès
1930 Gabriel Bernard
1932 Princesse Nora Fugger

Le dernier récit, celui de la princesse Fugger, amie de la soeur de Mary Vetsera, est pour la première fois publié en traduction française. Il n'était jusqu'ici accessible qu'en allemand et en traduction anglaise.

Luc-Henri Roger, Rodolphe. Les textes de Mayerling, BoD, 2020. En version papier ou ebook.

Commande en ligne chez l'éditeur, sur des sites comme la Fnac, le Furet du nord, Decitre, AmazonHugendubel, etc. ou via votre libraire (ISBN 978-2-322-24137-8).
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